Krankenkassen streichen immer mehr Leistungen aufgrund von Geldmangel

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Die Finanzen spielen nicht nur im Staatshaushalt die größte Rolle, sondern auch in unserem Gesundheitswesen. Noch vor einigen Jahren mussten Eltern für die Brille ihrer Schützlinge nur ein paar Euro für ein besonderes Gestell zuzahlen, heute übernimmt die Krankenkasse nur noch einen sehr geringen Teil der Kosten für die Gläser. Auch beim Zahnersatz wird kräftig gespart und natürlich sind auch alle anderen Leistungen vom Geldmangel der Kassen betroffen. Die Praxisgebühr, die man 2004 zur Entlastung der Kassen einführte, spült zwar zusätzliche Millionen in die Kassen, doch das reicht noch lange nicht aus, um das Gesundheitssystem in Deutschland nachhaltig zu sichern, denn die Menschen werden immer älter und damit nimmt das Risiko krank zu werden, deutlich zu.

Warum haben die Kassen immer weniger Geld?

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist so niedrig wie noch nie, die Wirtschaft hat die letzte Finanzkrise einigermaßen unbeschadet überstanden und doch klagen die Krankenkassen in Deutschland darüber, dass sie zu wenig Geld haben und Leistungen kürzen oder komplett streichen müssen. Zum Teil liegt es daran, dass heute deutlich mehr Krankenkassen auf dem Markt sind und jede von ihnen die eigenen Verwaltungskosten decken muss. Damit fällt bereits ein Teil der Beiträge für interne Kosten weg, die dann beim Versicherten fehlen, doch ein wesentlich größerer Kostenfaktor ist die Pharmaindustrie. Die Entwicklung neuer Medikamente oder Diagnose- und Therapiegeräte kosten Milliarden und natürlich wollen die Entwickler und Hersteller ihre Kosten gedeckelt sehen. Zudem sind viele unterschiedliche Produkte für ein Krankheitsbild auf dem Markt und nicht jeder Patient spricht auf die gleiche Therapie gleichgut an, was natürlich die Kosten der Kassen ebenfalls in die Höhe treibt. Da die Pharmaindustrie vom Gesetzgeber nicht groß eingeschränkt wird, können die Konzerne natürlich ihre Preise selbst bestimmen und das verteuert unser Gesundheitssystem weiter.

Ein weiterer Punkt liegt bei der Behandlung selbst, denn nicht selten werden unnötige und teure Untersuchungen von den Ärzten bei den Kassen abgerechnet und so summieren sich bei den Krankenkassen die Kosten für ihre Patienten. Nicht vergessen darf man in diesem System auch die Apotheker, die natürlich ebenfalls leben müssen und bei den Kassen jedes Rezept abrechnen. Wie komplex die ganze Angelegenheit ist, wird deutlich, wenn die Medien wieder über Ärzte berichten, die Kooperationen mit Apotheken oder Pharmafirmen eingehen und man munkelt, dass hier ebenfalls zusätzliche Kosten entstehen, die von den Kassen bezahlt und damit vom Beitragszahler gedeckt werden müssen. Höhere Beiträge, die Praxisgebühr und höhere Zuzahlungen führen dazu, dass Patienten über die Finanzierung ihrer Krankheit nachdenken.

Sind Veränderungen in Sicht?

Der Wettbewerb regelt den Markt - das ist auch beim Gesundheitswesen die Idee der Politik gewesen und als man weiteren Kassen eine Zulassung erteilte, dachte man wohl, dass dieser neue Wettbewerb den Patienten zugutekäme. Bisher konnte sich diese Annahme allerdings nicht bestätigen lassen und die Kassen selbst können als kleiner Teil unseres Gesundheitssystems allein nicht viel bewirken. Sie müssen im bestehenden System agieren und können den Pharmaunternehmen nicht die Preise diktieren oder den Ärzten bestimmte Behandlungen oder teure Untersuchungen generell verbieten. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, denn nur er kann Grenzen setzen, an die alle gebunden sind. Natürlich dürfte es reichlich kompliziert werden, unser eingefahrenes System zu ändern, doch ohne einschneidende Verbesserungen werden die Beiträge immer weiter steigen und in ein paar Jahren können die Kassen dann nur mehr eine Grundversorgung bieten. Jede weiterführende Behandlung müsste dann aus privaten Geldern finanziert werden und damit würde in Deutschland die gefürchtete Zwei-Klassen-Gesellschaft im Gesundheitswesen endgültig Einzug halten. Um das zu verhindern, braucht es großer Veränderungen, deren Wirkung oft nicht vorher abzusehen ist, und das weiß natürlich auch die Politik.

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Dies ist nicht die Webseite des Verband der Angestellten-Krankenkassen. Dieser wurde umbenannt in "Verband der Ersatzkassen" und ist unter vdek.com zu finden.